Gemeindegeschichte

Bis zum Ende des 2. Weltkrieges lebten nur wenige Evangelische in Kevelaer, die seit 1875 der Evangelischen Kirchengemeinde in Weeze angehörten. Im katholischen Kevelaer gab es weder Kirche noch Gemeindezentrum. Hin und wieder wurden in der heutigen Hubertusschule Gottesdienste gefeiert; zeitweise gab es für die Kinder auch Religionsunterricht.

Die Fluchtbewegungen nach 1945 brachten auch viele Evangelische nach Kevelaer, für die der Weezer Pfarrer Peltner nun regelmäßig Gottesdienste in Kevelaer anbot. Konfirmationen und andere Feste wurden in der katholischen Beichtkapelle gefeiert. Als erste Gemeindegruppen bildeten sich die Frauenhilfe und der Kirchenchor.

Im Jahr 1950 wurde zuerst eine kleine evangelische Schule am Markt und in der Hubertusschule eröffnet. Außerdem kaufte die Verwaltung ein großes Grundstück an der Brunnenstraße, auf dem später das evangelische Gemeindezentrum entstand. Im Juli 1951 wurde dort eine kleine Kapelle errichtet und vom Präses Heinrich Held eingeweiht. Die Gemeinde Weeze hatte sie für Kevelaer vom Lutherischen Weltbund geschenkt bekommen. Nach dem Bau der Jesus-Christus-Kirche wurde das Gebäude noch lange in Winnekendonk als Kapelle genutzt, bevor es 2007 leider abgerissen werden musste.

Nach und nach wuchs und stabilisierte sich das Gemeindeleben in Kevelaer, Winnekendonk und Twisteden. Schließlich war es von Weeze aus nicht mehr zu bewältigen ? Kevelaer brauchte eine evangelische Kirchengemeinde! Am Erntedankfest 1955 wurde die Gemeindegründung offiziell von der Kirchenleitung bestätigt. Die neue Gemeinde umfasste neben Kevelaer die Ortschaften Twisteden, Winnekendonk und Wetten und nach Fertigstellung des Pfarrhauses wurde Hans-Joachim Theune vom gerade gegründeten Presbyterium als erster Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Kevelaer eingesetzt.

1958 wurde das Jugendheim an das Pfarrhaus angebaut und nun konnte sich das Gemeindeleben richtig entfalten. Es entstanden Jugendgruppen, es gab Kirchenmusik, Vorträge und ökumenische Gespräche in der Gemeinde.

Während der nächsten Jahre wuchs die Gemeinde vor allem durch eine Flüchtlingswelle aus der DDR auf über 1500 Gemeindeglieder an. Wegen Platzmangels in den Gottesdiensten (!) beschloss das Presbyterium 1960 den Bau einer neuen Kirche. Am Broeckhof war bereits mit dem Bau der evangelischen Martin-Luther-Schule begonnen worden, die allerdings nur noch wenige Jahre bestand. Die bisher vorhandene Diaspora-Kapelle wurde abmontiert und in Winnekendonk an der Kettelerstraße wieder errichtet. Am 3. Juli 1963 wurde die neue Kirche als Jesus-Christus-Kirche eingeweiht .

Nach dem frühen Tode des Pfarrers Theune 1968, der die Gemeinde schwer traf, übernahm dessen Amt für sieben Jahre Pfarrer Günter Voigt. In den folgenden Jahren blühten die Gemeindeaktivitäten weiter auf.

1977 wurde Volker Raettig Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde. Der Gemeindebrief erschien nun regelmäßig, die Kapelle in Winnekendonk erhielt den Namen Martin Luthers, es wurden zum ersten Mal Familiengottesdienste gefeiert.

1983 wurde das 500. Geburtsjahr Martin Luthers sowie 1985 das 300. Johann Sebastian Bachs gefeiert. Es entstanden Partnerschaften und Freundschaften mit einer Gemeinde in Brandenburg, einem Kirchenkreis auf Sumatra sowie einem Kinderheim in Bolivien. Pfarrer Raettig sprach regelmäßig das ?Wort zum Sonntag? in der ARD. Die Gemeinde war inzwischen auf über 2500 Glieder angewachsen und hatte den Charakter einer Flüchtlingsgemeinde verloren. 1990 konnte das 25jährige Gemeindejubiläum mit Festschrift und Festakt gefeiert werden.

1991 beschloss das Presbyterium einen Kindergarten zu gründen, und 1992 konnte der Jona-Kindergarten an der Heinestraße eingeweiht werden.

1994 ging Pfarrer Raettig nach Langenfeld und Andre van de Bruck wurde bis 1998 sein Nachfolger. Mit der Wahl von Karin Reinhardt zur Pfarrerin trat 1998 wieder mehr Kontinuität in der Pfarrstellenbesetzung ein. Wegen der Größe der Gemeinde konnte 2001 Christa Wolters als weitere Pfarrerin eingestellt werden. In einer Gemeindekonferenz im März 2001 verabschiedete die Gemeinde eine Konzeption und zwei Leitsätze: ?Die Evangelische Kirchengemeinde Kevelaer ist viele Glieder, aber ein Leib. Sie ist Zuflucht für jeden und jede, lädt zur Gemeinschaft ein und spricht alle Sinne an.?

Das 50jährige Gemeindejubiläum konnte 2005 mit vielen Veranstaltungen gefeiert werden.

2007 musste die Gemeinde sich von der Martin-Luther-Kapelle trennen. Der Abschied war schmerzvoll. Das Grundstück wurde verkauft, da am Gemeindezentrum in der Brunnenstraße umfangreiche Sanierungsmaßnahmen nötig geworden waren. Auch das Jugendheim musste wegen des baulichen Zustands geschlossen werden. Durch die Umbaumaßnahmen an den Gemeinderäumen soll ein Gemeindezentrum entstehen, das für Menschen aller Generationen zugänglich ist und dem Gemeindeleben in der näheren Zukunft Raum und Heimat gibt.